Ich fahre von Koblenz aus, auf der Strecke Richtung Mannheim. Mein Weg führt mich entlang des Moselufers durch Treis-Cadern, Cochem (Mosel) und vielen schönen Städten mehr.
Wenn ich hier, von meinem Platz im Zug, aus dem Fenster schaue, sehe ich die Mosel direkt neben den Bahnschienen liegen. Dahinter befinden sich ein paar Häuser und dann kommen schon die Berge. Kleine Burgen und Kreuze auf den Höhen, direkt zur Mosel zeigend. Wälder und Weinfelder wechseln sich ab.
Strecke ich meine Fühler nach den Bergen aus, fühle ich das Alter des Gesteins. Jahrhunderte hat es überdauert, Freud und Leid gesehen, den Lauf der Menschen verfolgend. Vieles hat sich in den Berg eingebrannt. Die endlosen Jahre, Krieg, Kummer und Not, aber auch Freudenfeste. Sonnenauf-/ und Untergänge.
Lieber Berg
Viele Menschen haben Deinen Grund betreten. Sind Sie auch in Deine Seele vorgedrungen?
Geduldig widerstehst Du dem Lauf der Zeit. Selbst wenn ich einst nicht mehr auf dieser Erde wandel, wirst Du noch Deine Füße in die Mosel halten und den Lauf der Zeit verfolgen.
Dein Anblick macht mich demütig gegenüber Deiner Standfestigkeit, deiner Kraft und Deiner Geduld. Du erträgst alles, was wir Menschen mit Dir machen, haderst nicht, verfluchst nicht, auch wenn Du es besser weißt, als wir kleinen unbedeutenden Menschlein, die wir in Deiner Gegenwart nur ein Staubkörnchen im Getriebe der Zeit sind…
Die Menschen haben Tunnel durch Deinen Bauch gegraben. Bisher spuckst Du sie am Ende immer wieder aus. Wann wird die Zeit gekommen sein, in der Du die Nase voll hast und Dich wehrst? Werden wir kleinen unbedeutenden Menschen das noch erleben?
📷 Pixabay; ✏ Creativseelchen 2018